Bereits am 9. Dezember ist in London gestreikt worden. Beschäftigte der Royal Mail haben sich auf dem Parliament Square in London versammelt, um für höhere Löhne zu protestieren.
Foto: dpa/Alberto Pezzali |
The #workingclass is #back
#StefanDietl über die neu erwachte Kampfkraft der britischen Gewerkschaften.
Trotz aller medialen Warnungen vor einem »heißen Herbst« ist es hierzulande erstaunlich ruhig auf den Straßen. So folgten im September nur etwas mehr als 30.000 Menschen dem Aufruf des ÖGB, in allen Bundesländern gegen die wachsende Teuerung auf die Straße zu gehen. Auch im benachbarten Deutschland führt die rasante Inflationsentwicklung kaum zu Protesten. Ein gemeinsamer Aktionstag von Gewerkschaften, Umweltorganisationen und Sozialverbänden am 22. Oktober in sechs deutschen Großstädten verzeichnete gerade einmal 20.000 Teilnehmer. Gewerkschaftliche #Massendemonstrationen oder gar kontinuierliche Arbeitsniederlegungen gegen die Abwälzung der Krisenkosten auf die Lohnabhängigen bleiben bisher sowohl in Österreich als auch in Deutschland aus.
Anders in #Großbritannien. Das #VereinigteKönigreich erlebt seit dem Sommer die größten und härtesten Arbeitskämpfe seit der Thatcher-Ära und der historischen Niederlage der britischen Gewerkschaftsbewegung im #Bergarbeiterstreik 1984/85. Hunderttausende haben in den vergangenen Wochen bereits die Arbeit niedergelegt. Die Streikwelle hat inzwischen beinahe alle britischen Wirtschaftszweige erfasst und immer wieder stehen über Stunden oder Tage weite Teile der britischen Infrastruktur still. Den Anfang machten dabei im Juni die Bahnarbeiter der Transportgewerkschaft #RMT (#NationalUnionofRail, #MaritimeandTransport Workers). Seit Monaten sorgen die rund 40.000 Streikenden im intensivsten #Arbeitskampf seit Jahrzehnten für tageweisen Stillstand auf den britischen Gleisen.
Es kommt einem vor, als hätte die britische Arbeiterbewegung auf dieses Fanal nur gewartet. Während die konservative Regierung mit wütenden Reaktionen der betroffenen Fahrgäste rechnete und versuchte, diesen Hass gezielt zu schüren, erfuhren die Streikenden eine unerwartete Welle der Solidarität. Statt bedroht zu werden, wie noch in der Vergangenheit, werden Streikposten um Fotos gebeten und ihnen Essen und Trinken angeboten. Laut Umfragen unterstützen 45 Prozent der Britinnen und Briten die Forderungen der Eisenbahner. In kürzester Zeit avancierte der dem linken Flügel der Gewerkschaftsbewegung zugerechnete RMT-Generalsekretär Mick Lynch zur nationalen Berühmtheit und zur Symbolfigur für das neue Selbstbewusstsein der britischen Arbeiterklasse. Videos von seinen kämpferischen und unnachgiebigen Auftritten in Talk-Shows und Interviews wurden in sozialen Netzwerken massenhaft geteilt. Inzwischen hat sich ein regelrechter Personenkult um Lynch eingestellt. Sein Porträt, versehen mit der Aufschrift »#MickLynch – Held der Arbeiterklasse«, findet sich nicht nur an Häuserwänden, sondern auch auf Teetassen und T-Shirts.
Kurz darauf folgten die Beschäftigten der Royal Mail dem Beispiel der Bahnbeschäftigten. 115.000 Postler traten zum ersten Mal seit 13 Jahren in den Streik. Alleine im Oktober und November streikte die Communications #WorkersUnion (#CWU) 19 Mal. Der Streikwelle angeschlossen haben sich inzwischen auch Busfahrer, Lehrer, Hochschulmitarbeiter, Pflegekräfte, Journalisten oder Rechtsanwälte. Selbst in Bereichen, die in der Vergangenheit kaum von Arbeitskämpfen betroffen waren, kommt es zu Arbeitsniederlegungen. So traten Callcenter-Beschäftigte und Techniker der British Telecom zum ersten Mal überhaupt in den Streik. Auch Sektoren, die lange als befriedet galten, da sie aufgrund ihrer hohen gewerkschaftlichen Organisierung und zugleich wichtigen Stellung im Produktionsprozess mit vergleichsweise hohen Löhnen ruhig gestellt wurden, schlossen sich der neuen Streikfront an. Beispielsweise die Hafenarbeiter im größten Containerhafen Großbritanniens #Felixstowe, in dem täglich 10.000 Container abgewickelt werden und über den fast die Hälfte aller Waren ins Land kommt. 1900 Docker legten dort zum ersten Mal seit 1989 die Arbeit nieder. Ebenso wie ihre rund 600 Kolleginnen und Kollegen in Liverpool, die nach ersten Streiks im September im Oktober erneut für zwei Wochen in den Ausstand traten.
Statt auf eine politische Interessenvertretung durch die Labour Party setzen immer mehr auf die eigene gewerkschaftliche Organisations- und Kampfkraft. Die zunehmend über verschiedene Branchen hinweg koordinierten Arbeitsniederlegungen und der Kampf gegen die Einschränkungen des Streikrechts könnten eine neue Phase des Klassenkampfes in Großbritannien einleiten. Selbst ein politischer Streik scheint nicht mehr ausgeschlossen. So drängen Lynch und andere prominente Gewerkschafter den gewerkschaftlichen Dachverband #TradeUnionCongress (TUC) zur Ausrufung des Generalstreiks. Es wäre der erste seit beinahe 100 Jahren. 1926 traten die britischen Lohnabhängigen zum ersten und einzigen Mal in den Generalstreik. Allem Anschein nach ist die Arbeiterklasse nicht nur wieder zum Subjekt des Geschehens geworden, sondern sie versteht sich auch wieder als solches. Auf einer Kundgebung der Kampagne »Enough is Enough« brachte Mick Lynch dieses neue Verständnis auf den Punkt: »Die Arbeiterklasse ist zurück. Wir weigern uns, sanftmütig zu sein, wir weigern uns, demütig zu sein, wir weigern uns, auf Politiker und Politikerinnen zu warten – und wir weigern uns, weiterhin arm zu sein.«
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The working class is back | Versorgerin - Zeitung der Stadtwerkstatt (stwst.at)
Die Solidarität zu Israel ist das wichtigste überhaupt und das die dortigen Konservativen mit Israel solidarisch und gegen #IranPutin Allianz sind ist eine gute Sache
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